Tilidin: Medikament und Droge
Das Schmerzmittel Tilidin wird oft als Droge missbraucht.

Tilidin in der Rap-Kultur

In der Rap- und Hiphop-Szene genießt das Schmerzmittel Tilidin den Ruf einer ultimativen Lifestyle-Droge. Außgehend von den USA, greift dieser Trend inzwischen auch auf Europa über. Ärzte warnen, dass die Risiken oft nicht ernst genommen werden. Besonders verbreitet schein der Tilidin-Missbrauch bei Jugendlichen aus prekären Verhältnissen zu sein.

Tilidin in der Jugendkultur

„Gib mir Tilidin, ja, ich könnte was gebrauchen!“ - So lautet die Hookline eines gemeinsamen Tracks von Capital Bra und Samra, die zugleich die textliche Hauptaussage des Liedes prägt. Dasselbe Thema bedient auch Bonez MC in „Tilidin weg“, nebst zahlreichen anderen Künstlern. Vor allem in der Rap- und Hiphop-Szene erfreut sich die Substanz einer wachsende Beliebtheit.

Zu den am stärksten gefährdeten Personen gehören Jugendliche und junge Erwachsene, die aus einem prekären sozialen Umfeld und zerrütteten Familienverhältnissen stammen. Oft spielen sexuelle Missbrauchserlebnisse eine Rolle, aber auch Armut, Gewalt oder Alkohol- und Substanzmissbrauch der Eltern. Opioide wie Tilidin bringen für kurze Zeit ein Gefühl der Geborgenheit, das diese jungen Menschen vielleicht noch nie erleben durften. Wenn das Opioid dann auch noch in populären Rap-Songs verherrlicht wird, können die Folgen schrecklich sein.

Die angenehmen Effekte des Schmerzmittels führen dazu, dass Menschen nach den ersten Erfahrungen häufig den Drang verspüren, die Wirkung erneut zu erleben. Hier gibt es jedoch ein Problem: Tilidin macht süchtig. Zum einen gewöhnt sich der Körper mit der Zeit an die Wirkung, so dass immer größere Mengen erforderlich sind. Zum anderen nimmt das psychische Verlangen nach der Substanz stetig zu. Irgendwann nutz man es nicht mehr nur, um zu entspannen oder sich geborgen zu fühlen, sondern der Konsum wird zum Selbstzweck. Man nimmt es immer öfter und in immer höherer Menge, obwohl sich das Leben dadurch negativ verändert. Der Entzug kann, je nach Vorgeschichte, so quälend sein wie bei Heroin, gekennzeichnet durch starke Muskelschmerzen, Schwitzen, Zittern, Übelkeit und Erbrechen.

Tilidin-Missbrauch bei Jugendlichen: Starker Einfluss der Rap-Idole

Rainer Thomasius, Leiter des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters (DZSKJ) an der Uniklinik Hamburg-Eppendorf sagt, dass bei den in seiner Abteilung aufgenommenen jungen Menschen, die Tilidin nehmen, das Opioid im Laufe der Zeit zur beherrschenden Droge geworden sei. Den Einfluss der Rap-Szene sieht er kritisch, da Jugendliche sich gerne mit ihren Idolen identifizieren und ihr Verhalten nachahmen.

Dabei ist Tilidin als Rauschmittel keine neue Erscheinung. Ebenso wie Codein oder Kokain ist es seit Jahren präsent und wird in Songs und Videos regelmäßig verherrlicht. Doch auch abseits der Musik ist es in bestimmten Milieus seit langem bekannt, etwa in Sportarten, die körperliche Auseinandersetzungen beinhalten. Das Medikament macht angstfrei, man geht mehr Risiken ein und spürt keinen Schmerz - ideal für Fußballer, Boxer, Rugby-Spieler und viele andere Athleten.

Belastbare Zahlen zum Tilidin-Missbrauch bei Jugendlichen gibt es allerdings kaum. Aus dem Arzneimittelreport von 2016 geht hervor, dass es von 2005 bis 2015 eine 30-prozentige Zunahme beim Verkauf von Opioid-Analgetika gegeben hat. Zu dieser Substanzgruppe zählt auch Tilidin. Noch stärker war der Anstieg der abgegebenen Tilidin-Menge in der Gruppe der 15- bis 20-Jährigen zwischen 2017 und 2019: diese soll laut einer Umfrage des NDR in diesem Zeitraum um 300 % gestiegen zu sein. Die Zahlen sind zwar umstritten, doch auch der Bund der Krankenkassen und die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände sehen ein wachsendes Problem.

Tilidin kaufen? Nichts einfacher als das

Bei der Beschaffung spielen Angebote im Internet eine immer größere Rolle. Shops, bei denen man Tildin rezeptfrei kaufen kann, gibt es inzwischen wie Sand am Meer. Manche Experten fordern nun, die Substanz als Betäubungsmittel einzustufen. Das würde zwar die legale Beschaffung erschweren, ob es aber die geeignete Maßnahme ist, um den Schwarzmarkt auszutrockenen, wird vielfach bezweifelt.

Quellen und weitere Informationen

 


 

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